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Als Kleinunternehmerin digitale Produkte auf Etsy verkaufen: Muss ich die Umsatzsteuer - Identifikationsnummer angeben?

Aktualisiert: 23. Apr.

Betreibst du einen Etsy-Shop als Kleingewerbe und verkaufst digitale Dateien musst du meiner Meinung nach eine USt-ID angeben, wenn beide der folgenden Voraussetzungen gemeinsam erfüllt sind:


  1. Du hast eine Umsatzsteuer-ID vom Finanzamt bereits erteilt bekommen.

  2. Du hast im Kalenderjahr entweder mehr als 1.999 Euro auf deinem Etsy-Konto als Vergütung gezahlt bekommen oder du hast in diesem Zeitraum mehr als 29 Vertragsabschlüsse (Bestellungen) erhalten.


Es genügt, dass nur eine der beiden Voraussetzungen aus Nr. 2 erfüllt ist, damit du deine Umsatzsteuer-ID angeben musst. Bei der 1.999 Euro Grenze ist nicht die Summe der Auszahlungen auf dein Bankkonto relevant, sondern der Zufluss auf deinem Etsy-Konto, auch wenn unmittelbar Gebühren von Etsy abgezogen werden. Der Nettoumsatz ist entscheidend. Das alternative Kriterium der 29 Bestellungen (Vertragsabschlüsse), ist nicht bereits dann erfüllt, wenn du 15 Einkäufe bekommst mit je 2 gekauften Artikeln. Du kannst also auch 29 Bestellungen erhalten, dabei 100 Artikel verkaufen und das Kriterium ist nicht erfüllt, außer du überschreitest durch diese Bestellungen die 1.999 Euro Grenze.






Weitere Fragen die zu klären sind:


Muss mein Kleingewerbe eine USt-ID beantragen, um digitale Produkte auf Etsy verkaufen zu dürfen?

 

Beim Verkauf digitaler Dateien über den Marktplatz Etsy, ist Etsy selbst der Käufer, welcher wiederum deine Dateien an einen weiteren Kunden verkauft. Anders als bei physischen Produkten, bei denen Etsy als Vermittler auftritt. Da Etsy im EU-Ausland ansässig ist, finden für Unternehmen die Regelungen zu innergemeinschaftlichen Lieferung Anwendung. Das Reverse-Charge-Verfahren unter Angabe einer USt-ID sind dann zu beachten. Diese Regelungen gelten aber nicht für Kleinunternehmen.


Beachte, dass beim Verkauf physischer Produkte deine Kunden regelmäßig Verbraucher sein werden, weshalb du die Lieferschwelle von 10.000 Euro zu beachten hast ('Teilnahme am OSS-Verfahren'). Diese Lieferschwelle gilt auch für Kleinunternehmer. Beim Überschreiten dieser Schwelle musst du eine USt-ID beim Bundeszentralamt für Steuern beantragen.


Was passiert, wenn ich meine USt-ID bei Etsy angebe?

 

Etsy versteht die Angabe einer UID "automatisch" als Verzicht auf die Erwerbsschwelle. Das hat zur Folge, dass Etsy automatisch bei der Gebührenabrechnung von Etsy das Reverse-Charge-Verfahren anwendet. Es wird also keine Umsatzsteuer mehr auf die Etsy-Gebühren ausgeschrieben und abgeführt. Das heißt du "sparst" dir die 19% Umsatzsteuer auf die Verkaufsgebühren von Etsy. Folglich müssen diese 19% von dir in einer Umsatzsteuervoranmeldung erklärt werden. Du zahlst also diese 19% statt an Etsy an das Finanzamt. Ein Vorsteuerabzug ist nicht möglich. Du musst also in diesem Fall unabhängig von deinem Status als Kleinunternehmerin eine Umsatzsteuervoranmeldung abgeben.


Hintergrund:

Die Erwerbsschwelle ist für dich als Kleinunternehmerin bei Einkäufen aus dem EU-Ausland relevant. Solange deine Einkäufe aus dem EU-Ausland (Etsy-Gebühren aus Irland) jährlich unter 12.500 Euro bleiben (Erwerbsschwelle), kannst du als Kleingewerbe diese Einkäufe ganz einfach nach deutschem Recht behandeln. Wie gewohnt zahlst du also deine Umsatzsteuer (wie ein Verbraucher) an deinen Verkäufer (Etsy) und nimmst den Bruttobetrag als Ausgabe für deine EÜR. Verzichtest du aber "freiwillig" auf diese Erwerbsschwelle, behandelt dich dein Geschäftspartner nach den B2B-Regeln, womit das Reverse-Charge-Verfahren angewandt wird. Mir ist nicht bekannt, dass man diesen technischen Automatismus von Etsy deaktivieren kann.


Rechtliche Grundlagen zur Angabe einer Umsatzsteuer-ID auf Etsy

 

Die Voraussetzungen unter denen du (meiner Meinung nach) keine USt-ID auf Etsy angeben musst, ergeben sich aus folgenden rechtlichen Erwägungen.


Es gibt im Plattformen-Steuertransparenzgesetz den § 4 Abs. 5 Nr. 4 PStTG, wonach ein freigestellter Anbieter (bzw. Shopbetreiber) jemand ist, der "im Meldezeitraum unter Inanspruchnahme derselben Plattform in weniger als 30 Fällen relevante Tätigkeiten nach § 5 Absatz 1 Satz 1 Nummer 3 erbracht und dadurch insgesamt weniger als 2.000 Euro als Vergütung gezahlt oder gutgeschrieben bekommen hat" [1]. Zur Konkretisierung ziehe ich das Schreiben des BMF [2] unter Nr. 1.4 und 1.5 heran: "Es handelt sich nach § 4 Absatz 5 Satz 1 Nummer 4 PStTG um einen freigestellten Anbieter, sofern der Anbieter im Meldezeitraum unter Inanspruchnahme derselben Plattform in weniger als 30 Fällen Waren verkauft und dadurch insgesamt weniger als 2.000 Euro als Vergütung gezahlt oder gutgeschrieben bekommen hat. Beide Grenzen müssen kumulativ unterschritten sein. Beispiel: Der Anbieter A verkauft im Rahmen von 32 Online-Auktionen Artikel im Wert von insgesamt 200 Euro. A unterschreitet damit zwar die Betragsgrenze im Hinblick auf den Gesamtbetrag der Vergütungen, jedoch erfolgte ein Warenverkauf in mehr als 29 Fällen. A ist demnach kein freigestellter Anbieter. Maßgeblich ist die Anzahl der Rechtsgeschäftsabschlüsse. [...] Auf die Anzahl veräußerter Artikel kommt es nicht an."




So gibst du die USt-IdNr. auf Etsy an:

Klicke in deinem Shop Manager unter Vertriebskanäle auf den Stift. Scrolle ganz nach unten bis du „USt-IdNr.“ siehst. Füge deine Nummer dort ein. Lass die Nummer 'im Shop auf Artikelseiten anzeigen'.


Benötige ich eine Umsatzsteuer ID als Kleinunternehmer auf Etsy beim Verkauf digitaler Produkte

Wichtiger Hinweis:

Hast du eine USt-ID musst du diese in deinem Impressum angeben.

Auf deiner Rechnung im Inland kannst du mit der USt-ID deine Steuernummer ersetzen, auf EU-Auslands-Rechnungen ist die Angabe der USt-ID Pflicht.



Anmerkung des Verfassers:

Hoffentlich hat dir dieser Beitrag etwas mehr Durchblick verschafft.

Bedenke bitte, dass dieser Blogbeitrag nicht die Konsultation eines Rechtsanwalts oder Steuerberaters ersetzen kann. Internationales Steuerrecht ist eine komplexe Materie, ich kann mich irren und du könntest meine Worte anders verstehen, als ich sie gemeint habe.


Beste Grüße

Rechtsanwalt

Benedikt Tillmann


Quellen:


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